Geschichte

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Dodenau - Im Wandel der Zeit

von Wolfgang Stein, überarbeitet von Reiner Zissel

Urkundliche Erwähnung – Ortsname

In einer von Papst Lucius III. am 21. Dezember 1184 in Verona ausgestellten Urkunde verfügt er die „Unverletzlichkeit des Stiftsbesitzes“. Als 21. namentlich genannter Besitz wird genannt „Tatinowi …“ Damit ist Dodenau gemeint.

Später führte die große Entfernung zwischen dem Stift in Aschaffenburg und Dodenau zu einem Verkauf Dodenaus, das geschah um 1230 und ist urkundlich belegt.

Bis zum Jahre 2002 galt 1278 als das Jahr der ersten Erwähnung Dodenaus. Heimatforscher Robert Wolf aus Battenberg stieß bei seinen Recherchen auf einen Artikel von Hans-Bernd Spies mit dem Titel „Liebrighausen/Dodenau als Fernbesitz St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg“. Eine daraufhin gestellte Anfrage an das Hessische Staatsarchiv Marburg wurde wie folgt beantwortet:

„In der Tat wird Dodenau nunmehr in einer Urkunde für das Stift in Aschaffenburg von 1184 als Tatinowi genannt; die Identifizierung erscheint zweifelsfrei. Dodenau kann somit im Jahre 2009 eine 825-Jahr-Feier seiner urkundlichen Ersterwähnung begehen“.

Aus einer Urkunde vom 27. September 1278 geht hervor, dass der Ort Dodenau als Tatinowe bezeichnet wurde. Im Jahre 1290 ist die Schreibweise Tadenowe. Nach Angaben aus weiteren Urkunden wurde 1333 von Thadinawe, 1348 von Dodenauwe gesprochen, bevor dann von Dodenau die Rede ist.

Zur Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen im Jahre 778 war in dem Geländebogen Laisa-Battenberg-Dodenau das fränkische Heer aufmarschiert und drängte Widukinds Scharen der Linie Dodenau-Battenfeld zu, wo es ihnen eine vernichtende Niederlage beibrachte. Hunderte erlagen in dieser blutigen Schlacht den grimmigen Schwertstreichen oder fanden den Tot in den Fluten der Eder. Von ihren Gräbern, einer Au der Toten, leitet der Volksmund den Namen des Dorfes Dodenau her.

Dodenau besitzt eine Martinskirche, deren Name auf Martin von Tours (317-402) zurückzuführen ist. Dieser wurde von den Franken sehr verehrt. Deshalb gaben die Franken ihren Kirchen den Namen Martinskirchen, was zum Schluss führen kann, dass die Dodenauer Kirche bereits vor dem 12. Jahrhundert existiert haben könnte.

Dodenau lag an dem so genannten „Hessenweg“, der nach Osten nahe Rennertehausen Anschluss an eine Landstraße namens „Siegener Straße“ hatte. Diese führte nach Frankenberg, wo eine Verbindung mit der Reichsstraße „Frankenberger Straße“ bestand (16. Jahrhundert). In westlicher Richtung führte der „Hessenweg“ nach Berleburg, wo er auf eine Nord-Süd-Tangente traf, die Anschluss an die Reichsstraße, die so genannte „Heerstraße“, hatte.

Die Entsiedlung

Im späten Mittelalter, besonders in der Zeit von 1400 bis zum beginnenden 16. Jahrhundert, bestimmte die Wüstungsperiode das Siedlungsbild. Diese erreichte in dem zu diesem Zeitpunkt zum mainzschen Besitz zählenden Amt Battenberg ein starkes Ausmaß. Dieser, der Besiedlung entgegen gesetzten Bewegung, fiel auch Dodenau zum Opfer, obwohl es lange Zeit ein Siedlungsmittelpunkt gewesen war.

1483 war Dodenau wieder besiedelt, so dass die Tatsache einer Fehlsiedlung auf untauglichem Boden als Grund der Wüstwerdung ausfällt.

Einige Siedlungen blieben wüst. Hierzu zählte die alte Großsiedlung Ruhn mit Ober-, Mittel- und Unter-Ruhn, ebenso die „-hausen“ Orte wie Elbrighausen, Altershausen und Warmshausen, die alle in der Gemarkung Dodenau lagen.

Die überraschend große Zahl dauernder Wüstungen im Amt Battenberg ist auf das Bestreben der Landgrafen zurückzuführen, nach dem Wüstfallen den Wiederaufbau von Siedlungen, die in der Hand des Adels waren, zu unterbinden.

Die Uneinigkeit der Landgrafen zu Hessen mit den Herren zu Hatzfeld gab zum größten Teil den Ausschlag für das nicht Wiederaufbauen der alten Siedlungen. Die Landgrafen hatten die Wüstungen zum größten Teil aufgekauft oder ertauscht, um sie dann brach liegen zu lassen. Ihr Interesse galt vielmehr der Jagd. Der große Wildreichtum um Dodenau veranlasste die Landgrafen zur Durchführung großer Jagden, wobei oft die bestellten Felder der Bauern von den Pferden zertrampelt und die Ernte somit vernichtet wurde.

Der glanzvollste Teil des Jagdwesens begann in Hessen mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts. Es war die Zeit, in der die deutschen Landgrafen dem französischen König alle Lebensgewohnheiten nachzuahmen versuchten. So übertrug sich die französische Jagdlust auch auf die kleinsten deutschen Höfe. Die Kosten, die das jeweilige Land zu tragen hatte, spielten für die Obrigkeit nicht die geringste Rolle.

Auch Hessen-Darmstadt, regiert von Landgraf Ernst Ludwig, leistete sich diesen Luxus. Um 1700 wurde im Amt Battenberg das Jagdlager Neu-Jägersdorf, die heutige Kröge, erbaut. Der dazugehörige Jagdbezirk erhielt in den Jahren 1722 bis 1730 durch den Bau des Jagdschlosses Kleudelburg sein Prunkstück.

Ihr waren Schutz- und Jagdhöfe vorgelagert, die aber schon von Philipp dem Großmütigen auf der letzten Gebirgskette des Rothaargebirges errichtet wurden. Zu diesen, an steilen Hängen stehenden, ehemals befestigten Gehöften, gehören die Höfe Rudolfsgraben, Burghölle, Burbach, Binsenbach und Fallgrube sowie das alte Zollgehöft Ohölle. Die vereinödeten Außengehöfte sollen zum Teil aus Fluchtsiedlungen westfälischer Grenzlandbauern beziehungsweise aus Zoll- oder Forsthäusern entstanden sein.

Alle drei Jahre begaben sich die hessischen Fürsten zur Kleudelburg, um dort zur Jagd zu gehen. Als Erinnerung an diese Zeit vor circa 200 Jahren steht dicht bei dem ehemaligen Forsthaus Elbrighausen ein roter Sandstein mit einer Inschrift über einen Hirsch, der im Jahre 1763 im Buchgrund gefangen und in den Park nach Darmstadt gebracht wurde.

Landgraf Ludwig IX erließ während seiner Herrschaft (1768- 1790) Maßnahmen, die zur Erhöhung seiner Staatsfinanzen führen sollten. Unter anderem befahl er am 7. Oktober 1769, die Kleudelburg zum Verkauf auf Abbruch freizugeben. Haus für Haus wurde versteigert, sorgfältig abgerissen und an anderen Orten wieder aufgebaut. Drei Häuser, darunter zwei Marstallgebäude, wurden auf dem Auhammer (Battenberg) wieder errichtet, wovon noch heute ein Haus erhalten ist.

Die Landwirtschaft im 18. und 19. Jahrhundert

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts führten die Dodenauer Bauern ein ärmliches Leben. Not und Hunger, hervorgerufen durch Missernten, prägten die Jahre 1770 und 1772. Die Kartoffel wurde neben dem Hafer zum Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung. Aufgrund der damaligen Gegebenheiten suchte die Bevölkerung nach weiteren Erwerbsmöglichkeiten, um die Einkünfte aufzubessern. So sammelten Kinder in den Wäldern Beerenfrüchte, die in den umliegenden Städten verkauft werden konnten. Die Erwachsenen stellten Siebe und Töpfe in Heimarbeit her, strickten Strümpfe, gerbten Leder, brannten Kohle oder fällten Holz, um einen Nebenverdienst zu haben.

Viele Männer zogen jährlich 5 bis 6 Monate an den Rhein oder in die Wetterau, um sich als Fruchtschneider, Drescher oder Wollscherer Geld zu verdienen.

Die Auswanderung

Die große wirtschaftliche Not, bedingt durch eine geringe landwirtschaftliche Ausbeute und begrenzte Erwerbsmöglichkeiten, löste bei der Bevölkerung eine dauernde Existenzangst aus und begünstigten einen recht starken Auswanderungstrieb aus Dodenau. Die Hauptauswanderungszeit setzte nach 1850 ein. Als Hauptgründe dürften die schlechten wirtschaftlichen Zustände in der Heimat und die Entdeckung von Gold in Kalifornien (USA) gelten. Die Gemeinde Dodenau bezahlte im Jahre 1861 die Überfahrt für 10 Personen nach Nordamerika. In den Jahren 1851 bis 1862 betrug die Zahl der Auswanderer in Dodenau 100 Personen, wovon allein 93 in die USA auswanderten.

Die Bevölkerungsentwicklung

Die ersten Zählungen der Bevölkerung Dodenaus stammen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, doch wurden zu dieser Zeit nur die Haushaltungen und nicht die Einwohner gezählt.

Die älteste auffindbare Bevölkerungsliste stammt aus dem Jahre 1586, datiert also nur circa 100 Jahre nach der Neubesiedlung Dodenaus. Schon damals gab es Bewohner mit den Zunamen Schmidt, Schneider, Müller und Veith, die auch heute noch in der Gemeinde Dodenau vorzufinden sind. Beziehungen der Zunamen können zwischen Nulde und Noll, uf den Ackern und Inacker, Scheffer und Schäfer, Bruell und Briehl sowie Eidam und Adam, bestehen.

Von großer Bedeutung für die Dodenauer Bevölkerung war vor allem der Bau der Eisenbahnanschlussstrecke Allendorf/Eder - Berleburg im Jahre 1910. Durch diese Bahnlinie wurde eine Verbindung mit den Städten Bad Berleburg und Frankenberg geschaffen. Gleichzeitig profitierte die Gemeinde von dem Bau einer Halle durch die Reichsbahn, welche den Arbeitern als Unterkunft und Kantine diente. Dieses Gebäude wurde später durch den Gesang-, Krieger- und Turnverein käuflich erworben und nach der Umsetzung auf „Die Bleiche“ zur Turn- und Festhalle ausgebaut.

Im Ersten Weltkrieg beklagte Dodenau 48 Tote beziehungsweise Vermisste. Anschließend setzte sich der stetige Bevölkerungsanstieg weiter fort, der sich besonders zwischen den Jahren 1939 und 1948 stark bemerkbar machte, obwohl wieder 51 Tote beziehungsweise Vermisste durch den Zweiten Weltkrieg die Einwohnerzahl schwächten. In diesem Zeitabschnitt ist der große Bevölkerungsanstieg auf die Ansiedlung Evakuierter und Heimatvertriebener sowie den natürlichen Geburtenzuwachs nach Kriegsjahren zurückzuführen.

Nach 1948 waren die Bevölkerungszahlen wieder stark rückläufig, da ein Teil der Heimatvertriebenen und Evakuierten, vor allem die jüngere Generation, in wirtschaftlich interessantere Gebiete abwanderte.

Seit Anfang der siebziger Jahre steigt die Bevölkerungszahl der Gemeinde langsam an und erreichte Mitte der neunziger Jahre, bedingt durch den Zuzug der deutschen Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, den Höchststand von 1503 Einwohnern.

Die Wirtschaft

Seit dem 16. Jahrhundert kam es im Großraum Biedenkopf zur Gründung zahlreicher, wenn auch kleinerer Eisenhämmer, Schmieden und Schmelzen, in denen Blei-, Silber- und Kupfererze geschmolzen und verarbeitet wurden.

Auch in der Dodenauer Gemarkung wurden Silbererze abgebaut, worauf der Name „Silberlöcher“ begründet ist, doch erlaubten die zu kleinen Erznester keinen rentablen Abbau. Die Gestehungskosten waren hoch, die Verkehrslage ungünstig und die Brennstoffe für die Schmelz-, Verhüttungs- und Hammervorgänge waren rar.

Nach 1820 entstanden auch Fabrikbetriebe, die in größerem Umfang Gegenstände auf Bestellung oder Massenerzeugnisse für den Markt produzierten, wie die im Jahre 1826 existierende Papierfabrik in Dodenau (heutige Rößmühle). Für die Dodenauer Bevölkerung bedeutete die Gründung des Battenberger Auhammers im Jahre 1773 und die des Reddighäuser Hammers im Jahre 1836 eine Möglichkeit, Arbeit in diesen neuen Gewerben zu finden.

Auch das heimische Handwerk entwickelte sich, obwohl es meist noch im Nebenerwerb mit der Landwirtschaft betrieben wurde. Im Laufe der Zeit bekam es ein immer größeres Gewicht und verdrängte die landwirtschaftliche Betätigung auf Erzeugung der zum Lebensunterhalt benötigten Lebensmittel. Das Berufsangebot der Dodenauer erweiterte sich ganz erheblich.

Da viele Personen von dem Einkommen aus ihrem Beruf allein nicht leben konnten, wurde üblicherweise nebenbei noch Landwirtschaft betrieben.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war als Industriebetrieb nur eine Schuhleistenfabrik - die während der Hochkonjunktur 48 Personen beschäftigte - vertreten. Bei den in Dodenau in dieser Zeit ansässigen Betrieben handelte es sich um „Unternehmen“ Einheimischer, die den Sparten Handwerk, Handel und Dienstleistungen zuzurechnen waren.

Zunehmende Rationalisierung, Monopolisierung, Konzentration in zentralen Orten, Konkurrenzkampf und Konjunkturdämpfung veranlassten manchen Dodenauer Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre, sein unrentabel gewordenes Geschäft beziehungsweise den Handwerksbetrieb wieder aufzugeben. Dies betraf vor allem diejenigen Erwerbszweige, die durch maschinelle Fertigungsmethoden zum Aussterben verurteilt wurden, wie zum Beispiel das Schneider- und das Schuhmacherhandwerk. Im Jahre 1968 musste auch aus den gleichen Gründen die Schuhleistenfabrik schließen. Besonders schwer wurden die Dodenauer Gerber getroffen, die allesamt wegen Absatzmangels ihren Betrieb einstellen mussten. Der Beruf des Fabrikarbeiters nahm jetzt die zentrale Stellung ein.

Der Fremdenverkehr

Eine große Bedeutung als Wirtschaftsfaktor nimmt der Fremdenverkehr in Dodenau ein. Die Gründung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins im Jahre 1955 schuf die Voraussetzung zum Ausbau einer aufstrebenden Fremdenverkehrsgemeinde. Schon bevor im Jahre 1972 das Wildgehege eröffnet wurde, hatte sich die Gemeinde auf Erholung suchende Urlauber (überwiegend Sommerurlauber) eingestellt. Dabei wurde Beachtliches von den kommunalen Stellen, von Seiten des Beherbergungsgewerbes und nicht zuletzt von Privatleuten geleistet, um Anreize und Bequemlichkeiten zu schaffen, so dass die Zahl der Betten von 25 auf 280 Betten im Zeitraum von 1960 bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts angehoben werden konnte.

Die Prädikate „staatlich anerkannter Erholungsort“ und seit August 1983 „staatlich anerkannter Luftkurort“ bestätigten die geleistete Arbeit der Dodenauer Bürger. Das beheizte Freibad, der Drachenflugplatz, das Wildgehege mit Grillplatz, der Campingplatz, ausgeschilderte Wander-, Rad- und Nordic- Walkingwege sowie die Möglichkeit des Ausübens von Wintersportaktivitäten bieten den Gästen, neben den Angeboten der Hotels und Gaststätten, vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten.

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